Entwicklungsökonomie

Was ist Entwicklungsökonomie? Die Entwicklungsökonomie beschäftigt sich in erster Linie mit der Frage, warum einige Länder einen höheren Lebensstandard genießen als andere und wie man die Lebensstandards in armen Ländern heben könnte. Warum können afrikanische Länder trotz ausländischer Hilfe und guter Handelsbeziehungen noch nicht adäquat zu Europa aufschließen? Wie ist Chinas rascher Aufstieg zu erklären? Aber auch präzisere Fragestellungen, wie „Wie sollte ein Bildungsprogramm für unterentwickelte Länder aussehen?“ oder „Wie kann man Anreize schaffen, dass Menschen in gefährdeten Gebieten Malarianetze auch tatsächlich verwenden?“ werden analysiert.

Im letzten Jahrzehnt, in dem die Heterogenität der Welt stärker in den Vordergrund gerückt ist, hat sich das Feld der Entwicklungsökonomie für Institutionen und Entscheidungsträger von großem Interesse gezeigt. Obwohl dieser Forschungsbereich auf eine lange Historie zurückblicken kann, haben die Forschungsarbeit und ihre praktische Relevanz an Dynamik und Größe in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen.

Dadurch hat sich die Perspektive dieses Forschungsfeldes stark vergrößert: von makroökonomischer Forschung, die aus einer Vogelperspektive die Gesamtheit der Entwicklung eines Landes zu verstehen sucht, bis hin zur Entscheidungsfindung einzelner Personen und deren Auswirkungen in vielen Gebieten des Alltags (Bildung, Gesundheit, Versorgung). Entwicklungsökonomie benutzt, wie viele Teilbereiche der VWL, sowohl empirische als auch theoretische Methoden. Es werden zudem viele Feldexperimente durchgeführt. In Feldexperimenten wird die Effektivität von konkreten Maßnahmen (z.B. der Bau von Brunnen, Malarianetze, mehr Geld für Schulen) wissenschaftlich getestet. Das funktioniert durch randomisierte Experimente, bei denen nur ein Teil der Haushalte (oder manchmal ein Teil von verschiedenen Dörfern) die Maßnahme erhält, aber Daten auch von sogenannten Kontrollhaushalten erhoben werden. Ein paar Jahre später kann man dann genau gucken, ob z.B. Kinder in Haushalten, die Malarianetze bekommen haben, weniger krank waren und weniger in der Schule gefehlt haben als Kindern in Haushalten, die keine Netze bekommen haben. Durch die wissenschaftliche Begleitung und Auswertung von Maßnahmen wächst das Verständnis welche Eingriffe funktionieren und welche nicht. Insbesondere besteht ohne Randomisierung das Problem, dass Individuen/Haushalte an Programmen teilnehmen, die möglicherweise andere Eigenschaften haben als die, die nicht an dem Programm teilnehmen (z.B. haben sie bessere Informationen, sind motivierter etc). Das bedeutet, dass man dann am Ende nicht weiß, ob Unterschiede zwischen den beiden Gruppen kausal auf das Program zurückzuführen sind oder darauf, dass sie schon von vornherein anders waren. Randomisierung hingegen stellt sicher, dass die Individuen/Haushalte im Programm ("treatment group") genau dieselben Charakteristiken haben wie die, die nicht im Programm sind ("control group") und somit jegliche Unterschiede hinterher kausal auf das Programm zurückgeführt werden können. Einen guten Überblick über Feldexperimente bietet das Abdul Latif Jameel Poverty Action Lab.

Es gibt in Deutschland diverse Institutionen die sich mit Entwicklungspolitik beschäftigen. Auf Regierungsebene ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zuständig. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) setzt konkrete Projekte in Entwicklungsländern um. Die KfW Entwicklungsbank begleitet und finanziert Programme und Projekte in Entwicklungsländern. Auf internationaler Ebene ist die Weltbank zuständig. In allen diesen Institutionen arbeiten u.a. Entwicklungsökonomen.

An der Universität Mannheim können bereits im Bachelorstudiengang Vorlesungen besucht werden, die Einblicke in die Familienökonomie geben. Folgende Professoren in Mannheim befassen sich u.a. mit Forschung in diesem Themenbereich:

Prof. Katja Kaufmann
Prof. Antonio Ciccone
Prof. Markus Frölich
Prof. Michèle Tertilt