Entwicklungsökonomie

Was ist Entwicklungsökonomie?

Entwicklungsökonomie beschäftigt sich in erster Linie mit der Frage, warum einige Länder einen höheren Lebensstandard genießen als andere und wie man diese langfristig angleichen kann. In diesem Kontext werden einerseits allgemeine Herausforderungen thematisiert. Ein Beispiel dafür sind Fragestellungen wie „Warum konnten viele Entwicklungsländer trotz ausländischer Hilfe und guter Handelsbeziehungen nicht adäquat aufschließen?“ oder „Wie lässt sich Chinas rascher Aufstieg erklären?“. Andererseits werden konkretere Fragen wie „Worauf sollten sich Schulreformen in Entwicklungsländern konzentrieren?“ und „Wie kann man Anreize schaffen, sodass Menschen in gefährdeten Gebieten Malarianetze tatsächlich verwenden?“ analysiert.

Während des letzten Jahrzehnts ist die Globalisierung und die damit verbundene Heterogenität der heutigen Welt immer weiter in den Fokus gerückt. In diesem Zusammenhang hat auch das Feld der Entwicklungsökonomie für Institutionen und Entscheidungsträger an enormer Relevanz gewonnen. Zudem sind durch die steigende Anzahl von Forschern in diesem Bereich nicht nur die thematischen Schwerpunkte breiter aufgefächert, sondern auch die Perspektiven vielfältiger geworden. Beispielsweise kann ein Ökonom die Entwicklung eines Landes im Allgemeinen betrachten (Makroperspektive), oder auch die Entscheidungsfindung der einzelnen Individuen sowie konkrete Konsequenzen für deren Alltag (Mikroperspektive).

Entwicklungsökonomen nutzen in ihrer Forschung sowohl theoretische als auch quantitative Methoden. Des Weiteren werden Feldexperimente durchgeführt. Diese sind nötig, um die Effizienz bestimmter politische Maßnahmen (Einführung von Malarianetzen, Bildungsinvestitionen, Brunnenbau) wissenschaftlich zu überprüfen. Dies geschieht mit Hilfe von randomisierten Experimenten. Dabei wird die jeweilige politische Maßnahme nur bei einigen Experimentteilnehmern (Gruppe 1) angewendet, die zuvor zufällig ausgewählt wurden. Die anderen Teilnehmer (Gruppe 2) dienen vergleichend als Kontrollgruppe. Ohne die Randomisierung des Experiments wäre unklar, ob beobachtete Unterschiede nach der Durchführung des Experiments durch das Experiment selbst oder durch bereits davor bestehende systematische Unterschiede zwischen den Gruppen (z.B. durchschnittlich intelligentere, gesündere oder jüngere Personen in einer der beiden Gruppen) verursacht wurden. Durch dieses Prinzip kann sichergestellt werden, dass positive Veränderungen eindeutig auf die jeweilige politische Maßnahme zurückzuführen ist. Beispielsweise kann betrachtet werden, ob Kinder mit Zugang zu Malarianetzen (Gruppe 1) weniger oft erkrankt sind bzw. in der Schule gefehlt haben als andere Kinder ihres Dorfes (Gruppe 2). Ein guter Überblick über bereits realisierte Feldexperimente bietet die Organisation The Abdul Latif Jameel Poverty Action Lab (J-PAL) .

In Deutschland gibt es diverse Institutionen, die sich mit Entwicklungspolitik beschäftigen. Auf Regierungsebene ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zuständig. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) fokussiert sich auf die Entwicklung, Planung und Umsetzung von Entwicklungsprojekten und arbeitet dabei mit nationalen (deutsche Bundesregierung) und internationalen (Institutionen der EU, UN etc.) Partnern zusammen. Die KfW Entwicklungsbank fokussiert sich insbesondere auf Finanzierung von Entwicklungsprojekten. Auf internationaler Ebene ist vor allem die Weltbank zuständig. In allen diesen Institutionen spielen Entwicklungsökonomen und deren Arbeit eine wichtige Rolle.

An der Universität Mannheim können bereits im Bachelorstudiengang Vorlesungen besucht werden, die Einblicke in die Familienökonomie geben. Folgende Professoren in Mannheim befassen sich u.a. mit Forschung in diesem Themenbereich:

Prof. Antonio Ciccone
Prof. Markus Frölich
Prof. Michèle Tertilt