Familienökonomie

Was ist Familienökonomie?

In der Familienökonomie werden volkswirtschaftliche Konzepte wie Produktion, Arbeitsteilung und Nutzenmaximierung auf die Familie angewandt. Die Idee, dass Anreize auch in Familien eine große Rolle spielen und ökonomische Theorien auf Familien angewandt werden können geht nicht zuletzt auf Gary Becker zurück. Er hat bereits im Jahr 1992 einen Nobelpreis dafür erhalten.

Untersuchte Themengebiete sind unter anderem die Beweggründe von Paaren, Kinder zu bekommen oder auch die Lohnunterschiede zwischen Ehepartnern bzw. die möglichen Auswirkungen auf deren Arbeitsverhalten. Konkrete Fragestellungen sind in diesem Kontext „Wie verläuft die Entscheidungsfindung innerhalb von Familien?“ oder auch „Welchen Einfluss hat die Rollenverteilung innerhalb der Familie auf Arbeitsmärkte und Wirtschaftswachstum?“. Andere Themenbereiche befassen sich besonders mit der Rolle der Frau und werfen Fragen auf wie „Welche Auswirkungen hat das Angebot an Kinderbetreuungsplätzen auf die Beteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt?“. Des Weiteren beschäftigen sich Familienökonomen mit Fragestellungen, welche besonders für Schwellen- und Entwicklungsländern relevant sind. Beispielsweise werden die wirtschaftlichen Folgen von Polygamie und Kinderarbeit untersucht.

Familienökonomen nutzen im Rahmen ihrer Forschung sowohl theoretische als auch empirische Methoden. Es werden also zum einen Daten erhoben und analysiert, bspw. bezüglich der Anzahl der Kindergartenplätze in Deutschland. Zum anderen werden theoretische Modelle benutzt, um das Verhalten der Akteure zu verstehen und mögliche Politikmaβnahmen zu bewerten. Ein Beispiel sind quantitative Modelle für die Analyse des Arbeitsverhaltens der Eltern bei einer Ausweitung des Betreuungsangebotes für Kinder.

Die ökonomische Analyse von Familien ist auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht interessant. Zum Beispiel ist es wegen des demografischen Wandels von steigendem Interesse, wie sich die Geburtenrate entwickelt. Familienökonomen befassen sich hier mit der Frage, wie unterschiedliche Politikmaßnahmen die Geburtenrate beeinflussen und formulieren Handlungsempfehlungen für die Politik. Andererseits kann aber auch die makroökonomische Situation eines Landes eine enorme Auswirkung auf die individuellen Familiensituationen haben. Eine der interessanten Fragestellungen in diesem Kontext ist für Familienökonomen, ob Rezessionen zu mehr Gewalt in Familien führen. Kurzum, die Familienökonomie kann zu fast allen Themen einen Beitrag leisten, mit denen sich auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend befasst.

An der Universität Mannheim können bereits im Bachelorstudiengang Vorlesungen besucht werden, die Einblicke in die Familienökonomie geben. Folgende Professoren in Mannheim forschen unter anderem im Bereich der Familienökonomie:

Dr. Efi Adamopoulou
Dr. Sena E. Coskun-Dalgic, postdoc
Dr. David Koll, postdoc
Prof. Andreas Gulyas
Prof. Anne Hannusch
Prof. Michèle Tertilt
Prof. Minchul Yum